Tanzverbote sind Werkzeuge der Unterdrückung. Wie zur Hexenverfolgung im Mittelalter, sind emanzipierte und selbstständige Frauen, für totalitäre Regime, wie es sie beispielsweise heute im Iran gibt, eine große Gefahr.
Das Ziel totalitärer Regime ist es, den Menschen eine bestimmte Lebens- und Denkweise vorzuschreiben. Je weniger ein Mensch selbstständig denkt und vergessen hat wer er ist, umso kritikloser nimmt ein Mensch diese Vorschriften an.
Wer tanzt, kommt in Kontakt mit sich selbst. Der Mensch fühlt sich selbst, weiß, wer er ist und was er wirklich braucht. Deshalb sind tanzende Menschen schwer zu manipulieren. Tanzen ist ein Katalysator für zivilen Ungehorsam und erschwert eine Diktatur.
In der gesamten Menschheitsgeschichte haben Diktaturen den Tanz verboten oder vorgeschrieben, wie Menschen tanzen sollen.
Der Legende nach entstand der irische Stepptanz während eines Tanzverbots. Steif wie ein Brett mit herabhängenden Armen tanzten die Leute mit den Füßen, weil die Polizei die Kneipen durch die Fenster kontrollierte und ihre Füße nicht sehen konnte.
In patriarchalen Diktaturen wie der im Iran (nicht nur dort) sind tanzende Frauen logischerweise so etwas wie „Fehler in der Matrix“.
Ich persönlich denke, dass es jetzt mehr denn je wichtig ist, dass Frauen den Zugang zu ihrem Körper zurückgewinnen. In Anbetracht der öffentlichen Kontrollmaßnahmen, die im Zuge der Pandemie installiert werden, bekommt das berühmte Zitat von Pina Bausch „Tanz, tanz, sonst sind wir verloren“ eine Relevanz von existenzieller Bedeutung.